MËTSCHEED
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- Haaptkategorie: → Eis Kierchen a Kapellen
- Kategorie: → D'Kapell vu Mëtscheed
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Im Rahmen des ab 1803 beginnenden Neuaufbaus des Pfarrsystems in napoleonischer Zeit zählten anfangs zur Pfarrei Heiderscheid die Filialkapellen von Merscheid, Heiderscheidergrund, Tadler und Dellen. Während die Ortschaft Tadler am 1.4.1843 zur selbständigen Pfarrei erhoben und Dellen bereits 1808 in die Pfarrei Grosbous einbezogen wurde, gehören bis auf den heutigen Tag Merscheid und Heiderscheidergrund zur Pfarrei Heiderscheid. In den beiden Filialkapellen erweitert sich das breitgefächerte religiöse Kunsterbe, das die Mutterpfarrei selbst auszeichnet.
Einen hohen kunstgeschichtlichen Stellenwert nimmt die St. Thomas – Kapelle von Merscheid ein, die in ihrer heutigen Architektur laut dem Chronogramm über dem Portal auf das Jahr 1753 zurückreicht. Dasselbe Baudatum findet sich wieder an der Gurtbogenrückseite des Gewölbes über dem Chor. Ihr äusseres Erscheinungsbild ist geprägt durch den barocken abgestuften Dachreiter, der übereck auf die Dachkante gestellt ist. Diese recht selten anzutreffende Anordnung ist jedoch bezeichnend für die weitere Umgebung von Heiderscheid. Die Kapellen von Dellen, Oberfeulen, Niedermertzig, Bockholz/W, Esch/Sauer (Hl. Kreuz-Kapelle) und Lultzhausen zeigen nämlich denselben Aufbau aus dem 18. Jahrhundert.
Die Raumgestaltung der Merscheider Kapelle mit den rundbogig geschlossenen Fenstern und dem polygonal errichteten Chor, der vom Schiff nicht abgesetzt ist, entspricht den kleineren Landkirchen des 18. Jahrhunderts. Dieser Bautypus, der an eine Saalkirche erinnert, lebt bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts weiter.
Der kreuzgratgewölbte Innenraum, der durch Gurtbogen gegliedert ist, birgt im Chorbereich einen wertvollen, farbig gefassten Altar, dessen Entstehen sich im frühen 17. Jahrhundert ansiedelt und somit älter als das heutige Bauwerk ist. Ornamentikmotive aus der Spätrenaissance kennzeichnen nämlich seinen Aufbau, der nach dem Entstehen der jetzigen Kapelle barocke Bildwerke aus dem 18. Jahrhundert erhielt. Es handelt sich näherhin um die Statue des Apostels Thomas an der linken Altarseite, die Merkmale der Bildhauersprache von Eberhard Hennes (+ 1797) aus Neuerburg im Bitburger Land aufweist. Ihr gegenüber befindet sich die Statue des Märtyrers Erasmus, während der Erzengel Michael den Altaraufbau dominiert. Diese Statue dürfte nach ihren stilistischen Kennzeichen aus der bekannten Werkstatt des Ettelbrücker Bildhauers Michel Weiler (+ 1805) stammen, dessen Formensprache sich ebenfalls am Medaillon des Antependiums, auf welchem der Apostel Thomas dargestellt ist, vorfindet.
Die Mitte des Altaraufbaus zeigt ein Gemälde auf Leinwand, das der Darstellung der Pietà gilt, des beliebtesten Marienbildes seit dem Spätmittelalter. Entsprechend der Entstehungszeit des Altaraufbaus in der Übergangszeit von Spätrenaissance zu Frühbarock wurde mit Vorliebe nicht auf eine Statue, sondern ein Gemälde zurückgegriffen, um die Mittelachse des Altaraufbaus zu betonen. Ähnliche Beispiele aus demselben Zeitraum, die als „Altarblatt“ bezeichnet werden, liegen vor in den Kirchen oder Kapellen von Stadtgrund, Ulflingen, Rindschleiden oder Siebenaler. Sie sind auch bezeugt 1642 für die frühere Kollegiumskirche der Jesuiten in Luxemburg.
An den seitlichen Wänden des Chorraumes sind aufgestellt eine barocke Statue der heiligen Katharina von Alexandrien sowie eine bemerkenswerte geschnitzte Nachbildung des Gnadenbildes der Trösterin der Betrübten aus dem Jahre 1990, gestiftet und ausgeführt von der Familie Reichert aus Merscheid.
Sowohl die Kapelle selbst als auch der kunsthistorisch wertvolle Altar sind eingehend renoviert oder restauriert worden zu Beginn der 80ger Jahre des letzten Jahrhunderts unter Pfarrer Théodore Terres.
Michel SCHMITT